Hochrangige Gedenken an verschleppte und ermordete österreichische Roma in Polen

Am 2. und 3. August 2016 werden an vier polnischen Gedenkstätten der vor 75 Jahren von den Nationalsozialisten verschleppten und in der Folge ermordeten österreichischen Roma und Sinti gedacht und ein Gedenkstein enthüllt.

Der Präsident des burgenländischen Landtags, Christian Illedits, die Präsidentin des Landtags Steiermark, Bettina Vollath, und der Obmann des Kulturvereins Österreichischer Roma, Christian Klippl, werden dabei die Gedenkreden zu dem in Romanes als ‚Porajmos‘ bezeichnendem Roma-Genozid halten.

Die Gedenken beginnen am 2. August im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, wo die österreichischen VertreterInnen – gemeinsam mit vielen Roma aus aller Welt – am jährlichen Roma-Gedenken teilnehmen werden. Das Datum erinnert an die Liquidierung des „Zigeuner(familien)lagers“ in Birkenau am 2./3. August 1944, wo ein paar Hundert österreichische Roma umkamen oder ermordet wurden.

Am Abend des 2. August wird in Łódź der Verschleppung der über 5000 burgenländischen und steirischen Roma und Sinti an der österreichischen Roma-Gedenkstäte des ehemaligen „Zigeunerlagers“ am Rand des ehemaligen Gettos „Litzmannstadt“ gedacht – gemeinsam mit polnischen Roma aus der Region sowie Vertretern der katholischen wie evangelischen Kirche und der jüdischen Gemeinde, und der Politik. Zuvor werden die österreichischen Delegierten den jüdischen Friedhof in Łódź besuchen, wo viele der in Łódź umgekommenen Roma beerdigt wurden und eine vor 5 Jahren enthüllte Gedenktafel daran erinnert.

Drei PolInnen, welche sich um die Romagedenkstätte in Łódź besondere Verdienste erworben haben, werden mit burgenländischen Ehrenzeichen ausgezeichnet werden. Die Übergabe der Orden wird vom burgenländischen Landtagspräsidenten Christian Illedits und dem 2. Landtagspräsidenten Rudolf Strommer durchgeführt werden.

Am 3. August findet am Rande des Roma-Massengrabs im Wald bei Chełmno nad Nerem im Rahmen einer großen Gedenkfeier mit polnischen  Roma aus dem ganzen Land und polnischer politischer Prominenz die Enthüllung eines Gedenksteins zur Erinnerung an die ermordeten österreichischen Roma statt.  Dessen Inschrift lautet folgendermaßen:

„Gewidmet allen, die als ganze Familien in den Himmel gezogen sind … – Zum Gedenken an etwa 4300 Roma und Sinti aus Österreich, die im Jänner 1942 aus dem Ghetto Litzmannstadt in das Vernichtungslager Kulmhof verschleppt und dann im selben Monat von den deutschen Besatzern ermordet wurden. Ihre Schreie und Leiden nahm der Erdboden auf, der die Asche tausender Opfer verbirgt. Wir werden Euch nie vergessen!“

Nur wenige Monate nach ihrer Verschleppung nach Łódź wurden die Roma in das nationalsozialistische Vernichtungslager Kulmhof gebracht, wo sie in so-genannten „Gaswagen“ – mittelgroßen LKWs, in welche die Auspuffgase geleitet wurden – ermordet wurden.

Den Ehrenschutz über diese Veranstaltung haben der derzeitige österreichische Bundespräsident und der polnische Staatspräsident Andrzej Duda übernommen. Die Segnung des Gedenksteins wird durch den österreichischen Weihbischof Franz Scharl, zuständig für Roma und andere Minderheiten, gemeinsam mit dem polnischen Weihbischof Damian Bryl durchgeführt werden. Die Errichtung des Gedenksteins war maßgeblich vom heuer verstorbenen Obmann des Kulturvereins österreichischer Roma, Prof. Rudolf Sarközi, unterstützt worden.  Abschließend wird von je einem österreichischen und polnischen Rom-Jugendlichen der gemeinsame ‚Appell der Jugend an die Welt‘ verlesen werden.

Der österreichische Botschafter in Polen, Dr. Thomas M. Buchsbaum, sagte vorab:

Es hat 75 Jahre gedauert, dass die tausenden verschleppten österreichischen Roma und Sinti an ihrer Ermordungs- und Begräbnisstätte eine dauerhafte Erwähnung finden.  Angesichts auch heutiger Intoleranz und Ausgrenzung von Minderheiten sowie Hassreden sollte uns dieser Stein auch ein Auftrag sein, Roma und anderen Minderheiten einen rechtlich wie tatsächlich ebenbürtigen Platz und gleiche Chancen in unserer Gesellschaft einzuräumen und sich jeglicher anderer Entwicklungen laut zu widersetzen.